Die Menschen in Ost und West staunten, als im Mai 1989 Bautrupps der ungarischen Armee damit begannen, die Grenzzäune zwischen Ungarn und Österreich zu beseitigen. Diese Aktion, die schon im Herbst 1988 der ungarische Reformpolitiker Pozsgay angekündigt hatte, wurde u.a. damit begründet, dass diese Sperranlagen politisch nicht mehr zu rechtfertigen seien. Die folgenden, wohl bewegendsten Monate seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges läuteten das Ende der Nachkriegsära ein. Als symbolische Handlung durchtrennten Ungarns Außenminister Gyula Horn und sein österreichischer Amtskollege Alois Mock am 27. Juni 1989 mit mächtigen Drahtscheren den Stacheldrahtzaun. Zehntausende von DDR-Bürgern befanden sich im Sommer 1989 auf Urlaub in Ungarn oder waren auf dem Weg dorthin; viele spielten nun mit dem Gedanken, die grüne Grenze zwischen Ungarn und Österreich zur Flucht in den Westen zu nutzen, und viele machten es wahr. Am 19. August 1989 flüchteten z.B. während einer symbolischen Öffnen eines Grenztores - von niemandem behindert - 661 DDR-Bürger nach Westen. Ungarn beschloss, ungeachtet der möglichen Folgen, alle Flüchtlinge legal in den Westen ausreisen zu lassen und öffnete in der Nacht vom 10. auf den 11. September die Grenzen nach Österreich. Allein innerhalb von einem Monat verließen rd. 51 000 DDR-Bürger auf diesem Umweg die DDR. Schon ein Jahr danach hatte sich die politische Landkarte in Europa grundlegend geändert, weil wie in einer Kettenreaktion die kommunistischen Regime ihre Macht verloren, angefangen mit der DDR. |
______ |
zurück |