Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing wurde am   14. April   1783 in Berlin uraufgeführt.

Das Stück - ein Plädoyer für Menschlichkeit und Toleranz - spielt Ende des 12. Jahrhunderts, es herrscht ein Waffenstillstand in Jerusalem zwischen den Kreuzzüglern und Saladin, nachdem christliche Heere einen großen Teil der jüdischen und moslemischen Bevölkerung getötet hatten.

Der Mittelpunkt des Stückes ist die Ringparabel, ein Gleichnis, das Nathan, ein weiser, jüdischer Kaufmann, Sultan Saladin erzählt, als er von ihm gefragt wird, welche Religion er für die einzig wahre halte, Judentum, Christentum oder Islam.

Es lebte einmal ein Mann, der einen Ring von großem Wert besaß, der die geheime Kraft hatte, vor Gott und den Menschen angenehm zu machen, wenn man den Ring in dieser Zuversicht trug. Es war festgesetzt, dass dieser Ring immer an den am meisten geliebten Sohn weitergegeben werden sollte.
Eines Tages war der Ring bei einem Vater, der seine drei Söhne alle gleich lieb hatte und sich daher nicht entscheiden konnte, wer den Ring nach seinem Tod bekommen sollte und damit Herr des Hauses werden würde. Also ließ er von einem Künstler heimlich zwei weitere Ringe herstellen, die dem ersten zum Verwechseln ähnlich waren, so dass er die drei Ringe selber nicht mehr auseinanderhalten konnte.
Vor seinem Tod gab der Vater jedem seiner Söhne einen der Ringe und als er gestorben war, beanspruchte jeder, den richtigen und einzig wahren Ring zu besitzen.
Auch der Richter, vor dem die drei klagten und der entscheiden sollte, wer den richtigen Ring hatte, konnte kein Urteil darüber fällen, aber er gab ihnen den Rat, dass jeder danach streben sollte, die Kraft des Steins in seinem Ring zu beweisen, indem er so lebte, dass er Gott und den Menschen angenehm wäre.
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