Erich Kästner gehört zu den deutschen Autoren von Kinderbüchern, die in der ganzen Welt am meisten gelesen werden. Seine bekanntesten Werke "Emil und die Detektive", "Pünktchen und Anton", "Das doppelte Lottchen" wurden in über 100 Sprachen übersetzt und zum Teil mehrfach verfilmt. Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 in Dresden geboren. Seit 1927 lebte er als freier Schriftsteller und Journalist in Berlin; zu den ersten Veröffentlichungen gehörten die Gedichtbände "Herz auf Taille", "Lärm im Spiegel" und andere aktuelle, zeitkritische, politisch-satirische Gedichte und Texte für das Kabarett, sowie der satirische Roman "Fabian", in denen er sich mit treffsicherem Witz gegen spießbürgerliche Moral, Militarismus und Faschismus wendete. Neben Gedichten und Romanen schrieb er spannende und amüsante Kinderbücher mit erzieherischer Tendenz, Feuilletons, Theaterstücke und Filmdrehbücher. 1933 wurden seine Bücher verbrannt und verboten, 1942 erhielt er totales Schreibverbot, doch er blieb in Deutschland und publizierte im Ausland. Nach 1945 lebte er bis zu seinem Tod 1974 in München, arbeitete als Feuilleton-Redakteur, gab eine Jugendzeitschrift heraus, war Präsident des P.E.N.-Zentrums in Deutschland; 1957 erhielt er den Georg-Büchner-Preis. |
Die Wälder schweigen Die Jahreszeiten wandern durch die Wälder. Man sieht es nicht. Man liest es nur im Blatt. Die Jahreszeiten strolchen durch die Felder. Man zählt die Tage. Und man zählt die Gelder. Man sehnt sich fort aus dem Geschrei der Stadt. Das Dächermeer schlägt ziegelrote Wellen. Die Luft ist dick und wie aus grauem Tuch. Man träumt von Äckern und von Pferdeställen. Man träumt von grünen Teichen und Forellen. Und möchte in die Stille zu Besuch. Man flieht aus den Büros und den Fabriken. Wohin, ist gleich! Die Erde ist ja rund! Dort, wo die Gräser wie Bekannte nicken und wo Spinnen seidne Strümpfe stricken, wird man gesund. Die Seele wird vom Pflastertreten krumm. Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden und tauscht bei ihnen seine Seele um. Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm. Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden. |
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